Wie der Schritt in eine klimaresiliente Zukunft gelingt

Der menschengemachte Klimawandel ist längst keine theoretische Bedrohung mehr, sondern macht sich schon heute immer stärker bemerkbar. Extremereignisse wie Stürme, Überschwemmungen, Hitzewellen und Dürren häufen sich in vielen Teilen der Welt und gefährden Milliarden von Menschen.


Während die globalen Klimaschutzbemühungen nur langsam voranschreiten und angepeilte Ziele wie das berühmte
1,5°-Grad-Ziel relativ deutlich verfehlt werden dürften, rückt das Thema Klimaresilienz immer stärker in den Fokus.


Kein Wunder, denn die Menschheit muss eine doppelte Aufgabe bewältigen:


Zum einen den Klimaschutz: Wir müssen unsere Treibhausgasemissionen möglichst schnell möglichst stark absenken, um die globale Erwärmung abzuschwächen und in einem erträglichen Rahmen zu halten.


Die bisherigen menschlichen Einflüsse auf das Klima sind unumkehrbar, zumindest soweit wir heute wissen. Das bringt uns direkt zur zweiten Aufgabe:


Wir müssen uns auf die Folgen des Klimawandels einstellen. Unsere Gemeinden, Städte und Regionen müssen gegenüber negativen Klimafolgen robuster und widerstandsfähiger werden. 


Anders gesagt: Sie müssen
klimaresilient werden.


Definition: Was ist Klimaresilienz?


Klimaresilienz meint die Fähigkeit eines Systems, sich an die Auswirkungen des Klimawandels anzupassen und klimabedingte Störungen möglichst gut zu verkraften. Im Grunde geht es darum, alle Aspekte unserer Zivilisation widerstandsfähiger zu machen. Nachhaltige Lösungen sollen die negativen Folgen des Klimawandels minimieren.


Das Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung unterscheidet drei Teilbereiche:


Persistenz:
Wie gut kann ein System kurzfristige Schocks verkraften und dabei innerhalb bestimmter Schwellenwerte bleiben?


Anpassungsfähigkeit:
Wie gut kann sich ein System anpassen und regenerieren und dabei trotzdem auf seinem Entwicklungspfad bleiben?


Transformierbarkeit:
Kann das System Schwellenwerte überschreiten und einen robusteren Weg einschlagen?


Das
PIK deckt mit seinen Arbeitsgruppen die wesentlichen Aspekte der Klimaresilienz ab:


  • Klimawandel und Gesundheit
  • Landnutzung
  • Anpassung in Agrarsystemen
  • Wald- und Ökosystemresilienz
  • Hydroklimatische Risiken
  • Urbane Transformation


Klimaresilienz: Was gehört dazu?


Klimaresilienz umfasst ganz unterschiedliche Bereiche. Zu den wichtigsten zählen:


  • Ökosysteme: der Schutz der Biodiversität
  • Infrastruktur: insbesondere die Grundversorgung (Nahrung, Wasser, Strom, Gesundheit, Kommunikation)
  • Gesellschaftliche Resilienz: die soziale und wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit einer Region
  • Landwirtschaft und Ernährungssicherheit: Nahrungsmittelproduktion als Schlüsselelement
  • Wassermanagement: die nachhaltige Verfügbarkeit von Wasserressourcen


Gerade die kritischen Infrastrukturen müssen resilient sein. Hierzu zählen die Bereiche Energie, Wasser und Nahrungsmittelproduktion ebenso wie Gesundheit und Kommunikation. Klimaresilienz soll das menschliche Wohlergehen sichern - langfristig und innerhalb der planetaren Grenzen. Dieses Ziel erfordert ein verantwortungsvolles Management globaler Gemeinschaftsgüter (Wasser, Luft, Land, Wälder, Meere). 


Neben Robustheit ist auch die
Lernfähigkeit entscheidend. Ein klimaresilientes System ist in der Lage, sich flexibel und schnell an veränderte Klimabedingungen anzupassen. 

Was ist der Unterschied zwischen Klimaresilienz und Adaption (Anpassung)?


Adaption oder auch Anpassung meint die spezifischen Maßnahmen und Strategien, mit denen wir unsere Gesellschaft auf die Auswirkungen des Klimawandels vorbereiten. Beispiele sind der Bau von Deichen, die Einführung von Frühwarnsystemen oder bauliche Maßnahmen zur Abmilderung von Hitzewellen. Bei der Adaption sollen konkrete Probleme gelöst werden.


Klimaresilienz hingegen ist ein breiteres Konzept, das die Adaption beinhaltet. Der Begriff Klimaresilienz umfasst nicht nur konkrete Anpassungsmaßnahmen, sondern auch die dahinterliegenden Strukturen eines Systems und dessen Fähigkeit, unerwartete Klimafolgen zu bewältigen. Ziel ist es, die Verwundbarkeit (Vulnerabilität) einer Region zu minimieren.


Was ist der Unterschied zwischen Klimaschutz und Klimaresilienz?


Klimaschutz bezieht sich auf unsere Anstrengungen, unsere Treibhausgasemissionen zu senken und unsere auf fossiler Energie basierende Zivilisation zu transformieren. Die globale Erwärmung soll abgeschwächt und beschränkt werden. Für diesen Vermeidungsansatz wird oft auch der Begriff Mitigation (Abmilderung) verwendet.


Bei der Klimaresilienz geht es grundsätzlich darum, wie gut (oder schlecht) ein System mit den Folgen des Klimawandels zurechtkommt. Der Fokus liegt hier auf den Folgen und weniger auf den Ursachen des menschengemachten Klimawandels.

Adaption: Wie können sich Städte an den Klimawandel anpassen?


Ein Großteil der Menschheit lebt in urbanen Gebieten und dieser Anteil nimmt weiter zu. Wenig verwunderlich werden hier auch die meisten Treibhausgase ausgestoßen und die meisten Menschen sind gefährdet von negativen Klimafolgen.


Wie also können Städte ihre Widerstandsfähigkeit erhöhen und die Folgen des Klimawandels abmildern? Hier einige Beispiele für typische Anpassungsmaßnahmen im Sinne der Klimaresilienz:


  • Hochwasserschutz: Dämme, Deiche und Rückhaltebecken
  • Grüne Dächer und Fassaden: Hitzeinseln reduzieren, Gebäudeisolierung verbessern
  • Wassermanagement: Aufbereitung, Speicherung und Verteilung von Wasser optimieren
  • Hitzeaktionspläne: Gesundheitsschutz der Bevölkerung bei Hitzewellen, frühzeitige Warnungen und Kühlmöglichkeiten
  • Landwirtschaft: Klimaresistente Sorten, optimierte Bewässerung und nachhaltige Anbaumethoden
  • Gemeinschaftsgärten: Abhängigkeit von globalen Lebensmittellieferketten reduzieren
  • Renaturierung von Flüssen: Überschwemmungsgefahr reduzieren und Biodiversität schützen
  • Dezentrale Energie: Zuverlässige, unabhängige Energieerzeugung und -speicherung in der Region
  • Gebäudestandards: Klimaresiliente Bauvorschriften
  • Partizipation und Aufklärung: Sensibilisierung und Teilhabe der Bevölkerung bei der Entwicklung von Klimaresilienzprojekten


Wie lässt sich nachhaltige Klimaresilienz erreichen?


Nachhaltige Klimaresilienz erfordert einen Ansatz, der nahezu sämtliche Aspekte der menschlichen Zivilisation umfasst.


Die richtige Einstellung ist dabei unverzichtbar, denn permanente Anpassung erfordert viel Energie und Willen. Alle Beteiligten müssen Flexibilität und Kooperationsbereitschaft an den Tag legen, um gute Lösungen zu entwickeln. Auch braucht es die Bereitschaft, auftretende Zielkonflikte “in good faith” zu lösen.


Ein wichtiger Punkt ist dabei die
Partizipation der Bevölkerung. Klimaresilienz lässt sich nicht einfach nur politisch “von oben herab” durchsetzen. Die gesamte Gesellschaft ist gefordert. Dieser Ansatz baut auf das gesamte Knowhow von Unternehmen, Organisationen und Einzelpersonen. Im Idealfall zapft er wertvolles lokales Wissen an und macht es für die Allgemeinheit nutzbar. Gerade auf lokaler Ebene braucht es Aufklärung, Sensibilisierung und Motivation zur Eigenvorsorge. Der Austausch von Erfahrungen und Best Practices zwischen lokaler, nationaler und internationaler Ebene ist ein weiterer wichtiger Baustein. So können auch Regionen mit weniger Ressourcen ihre Klimaresilienz erhöhen.


Die
Klimaresilienzkommunikation ist in vielen Fällen noch stark ausbaufähig. Oftmals geht es allein um die Vermeidung und Minderung von Risiken. Wichtig wäre jedoch auch eine positive Vision für eine klimaresiliente Region. Denn eine Stadt, die das Thema Klimaresilienz ernstnimmt und entsprechende Maßnahmen ergreift, steigert ihre gesellschaftliche und wirtschaftliche Attraktivität und damit ihre Zukunftsaussichten. Im Idealfall stoßen die Initiativen zur Klimaresilienz eine gänzlich neue Entwicklungsphase an.

Worte für den Wandel: Klimaresilienz richtig kommunizieren


Ohne die richtige Kommunikation lässt sich nachhaltige Klimaresilienz nicht erreichen. Dabei treten viele kommunikative Herausforderungen auf, die schon aus dem Klimaschutz und der
Green Economy bekannt sind.


Um die Menschen zu überzeugen, müssen bestimmte Herausforderungen beachtet werden:


Komplexität:
Die Zusammenhänge rund um das Klimasystem sind komplex und für die Bevölkerung nicht immer leicht durchschaubar. 


einfache, anschauliche Kommunikation der wichtigsten Zusammenhänge, Fachbegriffe minimieren


Fehlende Dringlichkeit: Der vergleichsweise langfristige Zeithorizont des Klimawandels erschwert die Kommunikation. Nicht jeder erkennt oder akzeptiert die Dringlichkeit der Resilienzmaßnahmen, solange keine akute unmittelbare Bedrohung besteht.


Vorteile der Vorsorge im Vergleich zu den Kosten nach einem Extremereignis klarmachen


Politische Polarisierung
: “Alles ist Politik.” Das gilt insbesondere für Klimaschutz und Klimaresilienz. Gerade in Zeiten politischer Polarisierung besteht die Gefahr, dass objektiv gute Vorschläge zwischen die politischen Mühlsteine geraten.


neutralen, objektiven Stil verwenden und Argumente mit Fakten hinterlegen, auf Belehrungen verzichten


Informationsüberflutung: Das Social-Media-Zeitalter überfrachtet viele Menschen mit Informationen. Das beeinträchtigt nicht nur die Aufmerksamkeit und Konzentration, sondern auch die Bereitschaft, neue Informationen aufzunehmen.


weniger ist mehr: Inhalte auf bestimmte Zielgruppen zuschneiden, im Idealfall: informativ, unterhaltsam und inspirierend


Lokale Unterschiede: Die Auswirkungen des Klimawandels sind regional unterschiedlich ausgeprägt. Entsprechend müssen auch die Resilienzmaßnahmen angepasst und kommuniziert werden.


spezifische Kommunikation der notwendigen Maßnahmen unter Berücksichtigung der lokalen Gegebenheiten und Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung und Wirtschaft


Insgesamt muss Klimaresilienzkommunikation die wichtigsten Zusammenhänge so einfach und doch so überzeugend wie möglich erklären. Emotional, aber nicht moralisch oder belehrend. Es geht darum, die Veränderungsbereitschaft der Menschen zu wecken. Nur so können Lösungen entstehen, die eine bestimmte Region klimaresilienter machen. Entscheidend ist dabei, dass die Ansprache genau auf die jeweilige Gruppe zugeschnitten ist.


Fazit: Robust is a must!


Klimaresilienz ist für die Zukunft der Menschheit unverzichtbar. Während sich die Auswirkungen der globalen Erwärmung bereits bemerkbar machen, müssen wir unsere Dörfer, Städte und Regionen wappnen. Im Idealfall wirken Klimaadaption und Klimaresilienz nicht nur als passive Vermeidungsstrategien, sondern als entscheidende Impulse für eine neue, innovative Entwicklung unserer Regionen. Eine Entwicklung, die das Wohlergehen der Menschen schützt und fördert und dabei flexibel mit einer sich verändernden Umwelt interagiert.


Die richtige Kommunikation ist der Schlüssel für eine nachhaltige Klimaresilienz. Sie mobilisiert die Gemeinschaft und nutzt so das gesamte Wissen und den Erfahrungsschatz einer Region. Das Ziel ist klar: Der gemeinsame Aufbau einer flexiblen und widerstandsfähigen Gesellschaft, die den Herausforderungen des Klimawandels erfolgreich begegnet.


Du bist im Bereich Klimaresilienz aktiv und suchst Unterstützung in Sachen Marketing und Kommunikation?


Schreib mir!


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Quellen und Fotos:


Spundwand: Bild von Markus Distelrath auf Pixabay

Green Rooftop:Bild von Christopher Amend auf Pixabay

Hamburger Hafen: Bild von Christopher Amend auf Pixabay
Graphics: Source: https://onesanfrancisco.org/climateSF

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