Wirtschaftswende dank GreenTech?

Vor kurzem haben das Bundesumweltministerium und das Umweltbundesamt (UBA) die Ergebnisse des GreenTech Atlas 2025 präsentiert. Die 100-seitige Analyse skizziert die Entwicklung der GreenTech-Branche in Deutschland in den Jahren 2010 bis 2023.
Spoiler: Die Branche ist massiv gewachsen und könnte in Zukunft Deutschlands wichtigster Exportschlager werden. Die wichtigsten Erkenntnisse, Fakten und Zahlen findest du in diesem Artikel.
Was ist eigentlich GreenTech?
GreenTech ist eine
Querschnittsbranche. Sie verbindet verschiedene Industrien und umfasst alle Unternehmen, die
umweltfreundliche und klimafreundliche Technologien und Dienstleistungen anbieten. Dazu gehören etwa Systeme zur Produktion erneuerbarer Energien oder Technologien zur Steigerung der Energieeffizienz. Konkrete Beispiele sind Windkraftanlagen, Luftfiltrationssysteme oder Recycling-Technologien für Solarpanels.

Die GreenTech-Leitmärkte
Wer der internationalen Wissenschaft vertraut, für den sollte längst klar sein: Die GreenTech-Branche muss (und wird) in Deutschland, Europa und der Welt eine Schlüsselrolle spielen. Lösungen müssen her, um die menschengemachte Erderwärmung zu stoppen und ihre Folgen abzumildern. GreenTech wird ein immer wichtigerer Wirtschaftsfaktor.
Die Verfasser der Studie teilen die GreenTech-Branche in sieben Leitmärkte auf:
- Kreislaufwirtschaft
- Energieeffizienz
- Erneuerbare Energiesysteme
- Minderungs- und Schutztechnologien
- Nachhaltige Forst- und Landwirtschaft
- Mobilität
- Wasserwirtschaft
In jedem dieser Märkte entwickeln und exportieren deutsche Unternehmen innovative Technologien. Schauen wir uns die einzelnen Leitmärkte mal genauer an.
1. Kreislaufwirtschaft
Die EU will bis 2030 führender Player im Bereich der
Circular Economy werden. Doch was ist damit überhaupt gemeint? Die Circular Economy umfasst strategische Maßnahmen entlang des gesamten Produktlebenszyklus, von der Rohstoffentnahme bis zur Wiederverwertung. Das Ziel:
Möglichst wenige natürliche Ressourcen verbrauchen und die
Materialien möglichst häufig und sinnvoll wiederverwenden. Auf diese Weise könnten Deutschland und Europa ihre Abhängigkeit von Rohstoffimporten verringern und damit auch
geopolitische Risiken minimieren. Deutschland hält derzeit
18 % der weltweiten Patente im Bereich der Kreislaufwirtschaft und steht damit global auf Platz 2 hinter den USA.

Die R-Strategien der Kreislaufwirtschaft
Die Circular Economy fußt auf den sogenannten R-Strategien. Sie decken die Phasen des Produktlebenszyklus ab.

Pre-Nutzungsphase (Rohstoffentnahme und Herstellung):
- Refuse (Ablehnen)
- Rethink (Überdenken)
- Reduce (Reduzieren)
→ unnötige Produkte vermeiden, langlebige, reparierbare Produkte fördern
Nutzungsphase:
- Reuse (Wiederverwenden)
- Repair (Reparieren)
- Refurbish (Wiederaufarbeiten)
- Remanufacture (Wiederherstellen)
- Repurpose (Umfunktionieren)
→ Ressourcenverbrauch minimieren und Lebensdauer der Produkte verlängern
Post-Nutzungsphase (Nutzungsende und Verwertung):
- Recycle (Recyceln)
- Recover (Rückgewinnen)
→ Produkte und Materialien in den Wertschöpfungsprozess zurückführen, Materialkreislauf schließen, Energie aus Abfällen gewinnen
2. Energieeffizienz
Der Leitmarkt Energieeffizienz ist seit 2010 überdurchschnittlich gewachsen: 3 % mehr Erwerbstätige und 5,6 % bei der Bruttowertschöpfung – pro Jahr! Besonders relevant sind dabei die Bereiche Prozessleittechnik und Gebäudetechnik. Die deutschen Exporte im Bereich Gebäudetechnik haben sich zwischen 2010 und 2023 verdoppelt. Die Nachfrage nach effizienten Systeme zur Reduktion des Energieverbrauchs dürfte künftig sogar noch stärker ansteigen.

3. Erneuerbare Energiesysteme
Bis 2045 soll der deutsche Stromverbrauch komplett aus erneuerbaren Energien gedeckt werden. 2024 lag der Anteil der Erneuerbaren am Bruttostromverbrauch immerhin schon bei 54,4 %. Der Leitmarkt wächst seit 2015 jährlich mit 6,3 %, aber die deutschen Exporte in diesem Bereich stagnieren.
Zwischen 2010 und 2022 sank der Anteil deutscher Exporte. Der Hauptgrund? Die
starke Konkurrenz aus China, vor allem im Solarbereich. Da für den weiteren Ausbau der Erneuerbaren eine erhebliche Elektrifizierung nötig ist, sind weitere massive Investitionen in Strom- und Speichertechnologien nötig.

4. Minderungs- und Schutztechnologien
Diese Technologien sollen Umweltauswirkungen wie Luft- und Bodenverschmutzung reduzieren. Mit einem jährlichen Wachstum von etwa 1 % und einer Bruttowertschöpfung von rund 18 Milliarden Euro gehört dieser Markt zu den kleineren der GreenTech-Branche.
Die globale Nachfrage nach Minderungs- und Schutztechnologien wächst allerdings dynamisch, insbesondere für Filtertechnik, Katalysatoren und Messtechnik. Deutschland deckte 2022 fast 17 % der weltweiten Nachfrage ab und hat im Bereich
Luftreinhaltung mit 18 % der weltweiten Patente eine starke Position. Vor allem im Bereich der
Filtertechnik ist Deutschland führend.

5. Forst- und Landwirtschaft
Die nachhaltige Landwirtschaft ist in Deutschland seit 2010 jährlich um etwa 4 % gewachsen. Dabei nahm die ökologisch bewirtschaftete Fläche deutlich zu. Ein wichtiger Trend in diesem Leitmarkt ist die Holzbauweise, mit den USA als wichtigstem Abnehmer deutscher Holzbaustoffe.
Im Bereich nachhaltiger Forstwirtschaft ist
Deutschlands Position mit 36 % der weltweiten Patente im Bereich Holzbearbeitung und Holzwerkstoffe herausragend. Der Patent-Output in dieser Branche ist im internationalen Vergleich sehr stark und unterstreicht die enorme Innovationskraft. Die Nachfrage wächst und die Exporte steigen.

6. Mobilität
Umweltfreundliche Mobilität ist nach der Circular Economy der zweitgrößte Leitmarkt der deutschen GreenTech-Branche, mit über 800.000 Erwerbstätigen und einem jährlichen Wachstum von 5,1 %.
Besonders dynamisch ist der Exportsektor, in dem die umweltfreundliche Mobilität mit 41 % der gesamten GreenTech-Exporte im Jahr 2023 dominiert. Der Antriebsbereich, insbesondere E-PKW, verzeichnet seit 2019 ein jährliches Wachstum von etwa 80 %.
Deutschland liefert mittlerweile fast 22 % der weltweiten Nachfrage im Bereich E-Mobilität.

7. Wasserwirtschaft
Die Wasserwirtschaft ist ein wichtiger Faktor für eine resiliente Gesellschaft. In Deutschland wuchs die Branche seit 2010 um etwa 1,3 % pro Jahr. Besonders dynamisch entwickeln sich die Technologien im Bereich der
Abwasserbehandlung, mit einer jährlichen Wachstumsrate von 4,7 %. Deutschland deckt 2022 etwa 15 % des weltweiten Marktes ab. Ein entscheidender Grund für das Wachstum:
(Ab)wassertechnologien spielen eine wichtige Rolle bei der Anpassung an die Erderwärmung. Beispiele sind neue Reinigungsstufen oder die Rückgewinnung von Phosphor.

GreenTech als Wachstumsbranche
Seit 2023 ist die Bruttowertschöpfung der deutschen GreenTech-Branche jährlich um fast 5 % gewachsen – deutlich stärker als die Gesamtwirtschaft.
Besonders dynamisch entwickelten sich die Bereiche erneuerbare Energiesysteme, umweltfreundliche Mobilität und Energieeffizienz.
- 7,5 % der Erwerbstätigen in Deutschland arbeiten in der GreenTech-Branche
- GreenTech trägt 9 % zur deutschen Bruttowertschöpfung bei
- 8,4 % der Exporte entfallen auf GreenTech-Lösungen
Patente: Deutschland und Europa führen – noch...
Bei den GreenTech-Patenten gehört Deutschland noch zur Weltspitze, insbesondere in den Bereichen erneuerbare Energien und umweltfreundliche Mobilität.
- Über die Hälfte aller GreenTech-Patente kommen aus den USA, Japan und Deutschland
- Europa ist führend: Etwa 40 % der weltweit angemeldeten GreenTech-Patente stammen aus den zehn wichtigsten europäischen Ländern
- China holt rasant auf: Seit 2010 hat sich die Zahl der chinesischen Patentanmeldungen im GreenTech-Sektor
versechsfacht!

GreenTech als deutscher Exportschlager?
2023 exportierte Deutschland GreenTech-Produkte im Wert von 132 Milliarden Euro. Das waren mehr als 8 % der gesamten deutschen Exporte. Seit 2019 wachsen GreenTech-Exporte überproportional im Vergleich zu den Gesamtexporten.

GreenTech made in Germany hat großes Potenzial
Prognosen zeigen, dass die Bruttowertschöpfung der GreenTech-Branche in Deutschland bis 2045 auf über 620 Milliarden Euro anwachsen könnte. Der globale GreenTech-Markt könnte um etwa 30 % wachsen, wenn sich Klimaneutralität und zirkuläres Wirtschaften durchsetzen.
Neue Absatzmärkte entstehen in Ländern wie Kambodscha (20 % Wachstum), Vietnam (15 %), Israel (13 %), Neuseeland (13 %) und Indien (12 %). Deutschlands Exporte nach Indien haben sich zwischen 2020 und 2023 mit 25 % verdoppelt. Deutsche Unternehmen wie Siemens (Recyclingtechnologien), Linde (CO2-Abscheidung) und Enercon (Windenergie) haben in ihren Märkten entscheidende Schlüsseltechnologien entwickelt.
Wie kann Deutschland GreenTech weiter voranbringen?
GreenTech braucht eine ambitionierte und zugleich verlässliche Klima- und Umweltpolitik, um wettbewerbsfähig zu sein. Deutschland sollte nachhaltige Technologien und Prinzipien wie Kreislaufwirtschaft und Klimaneutralität auf EU-Ebene und global noch stärker vorantreiben und die Planungssicherheit für die Branche erhöhen.
Mit gezielter Förderung von GreenTech-Lösungen entstehen Win-Win-Situationen: Eine stärkere Wirtschaft, die Arbeitsplätze schafft, Wohlstand sichert und zugleich Klima und Umwelt schont.
In einer Zeit, in der China seine grünen Technologien massiv ausbaut und global expandiert, müssen Deutschland und Europa Forschung fördern, gute Rahmenbedingungen für Startups schaffen und die Zusammenarbeit zwischen Privatwirtschaft und staatlichen Akteuren stärken.
Fazit: GreenTech hat Zukunft!
GreenTech ist längst ein zentraler Bestandteil der deutschen Wirtschaft. Grüne Lösungen stärken die Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz des Landes. Der Fokus auf GreenTech ist nicht nur eine klimatisch bedingte Notwendigkeit, sondern auch eine massive wirtschaftliche Chance für die kommenden Jahrzehnte. In Zeiten von globalen Krisen und Veränderungen sind GreenTech-Lösungen der Schlüssel zu neuer wirtschaftlicher Dynamik in Deutschland und Europa.
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